Städtebau
Mit den Badischen Höfen sollen sowohl die städtebaulichen Anforderungen erfüllt als auch eine wirtschaftlich tragfähige Lösung geschaffen werden. Ziel ist eine funktionierende Shopping Landschaft zu entwickeln, ohne die negativen Effekte von klassischen Malls mit Verödung der Innenstädte verursacht durch Abzug der Kaufkraft aus anderen Lagen. Es soll ein den Branchenmix ergänzendes, die Innenstadt wiederbelebendes Ensemble entstehen.
Die Lösung besteht in einer Gestaltung in Form von Einzelgebäuden die jedes für sich funktionsfähig sind. Hierzu gehören auch die Schaffung von neuem Büroraum für die Stadt sowie mehrere Blöcke für innerstädtisches Wohnen. Die Schwierigkeit der direkt über den Shops schwerer zu vermietenden Flächen oder die von Bestandshaltern oft abgelehnte Mischung von Wohnen und Shopping in diesen Lagen ist durch das Gesundheitszentrum optimal gelöst.
Wiedergeburt der Urbanität
Die Unterschiede der Stadtgrundrisse von 1941 und heute in Bezug auf den öffentlichen Raum könnten nicht größer sein. Ursprünglich zeigte das Stadtzentrum ein eng vernetztes Gewebe von öffentlichen Straßen- und Platzräumen. Die Philosophie der 50-er Jahre hingegen produzierte im Zuge des Wiederaufbaus eine »Stadt der offenen Mitte« mit einer Ansammlung von teilweise qualitätsvollen Einzelbauwerken, zwischen denen jedoch kein spürbar gestalteter Außenraum, sondern allenfalls ein Zwischenraum ablesbar bleibt. Mangelnde Dichte und spannungslose öffentliche Räume lassen im ehemaligen historischen Kern der Stadt kein urbanes Lebensgefühl entstehen.
Das am Leopoldplatz als westlicher Abschluss der Fußgängerzone im Jahr 2005 entstandene Einkaufszentrum »Schlössle-Galerie« benötigt als Anziehungspunkt im Osten eine Handelslandschaft, welche eine Identifikation mit der eigentlichen Innenstadt ermöglicht und somit gleichzeitig die verbindende Fußgängerachse Karl-Friedrich-Straße und den Marktplatz neu belebt. Eines der Hauptziele des neu zu schaffenden Quartiers ist die Integration in ein Netz von Plätzen, Wege- und Sichtverbindungen – sowohl nach Norden zum Bahnhofsareal, zur Schloßkirche und zum Schloßkirchenpark mit seiner geplanten Wohnbebauung, als auch nach Süden zur Bibliothek, zur Hochschule für Gestaltung, zu den Flussufern und zu den ersten Erhebungen des Nordschwarzwaldes.
Ein Ensemble aus Stadtbausteinen
Die Idee ist das Ensemble in Form eines durchmischten innerstädtischen Quartiers mit traditionellen Straßenräumen und spannungsvollen Platzfolgen neu entstehen zu lassen, die „Badischen Höfe“. Die heterogene 50-er Jahre Bebauung der Innenstadt wird im Osten durch fünf markante Stadtbausteine ergänzt, deren Skyline in der Fernwirkung ein Signet eines lebendigen modernen Handelsquartiers darstellt. Variationen einer einzigen starken Typologie erzeugen zusammenhängenden Quartierscharakter und erlebnisreiche Raumfolgen zugleich.
Die Volumen der Bausteine übernehmen die vorhandene Körnung und bieten dem Stadtbesucher durch Fortführung der bekannten Blockgrößen maßstäbliche Passanten- und Schaufensterumläufe. Das Neue Rathaus sperrt den Zugang zum südlichen Vorplatz des historischen Alten Rathauses und verdreifacht die gewohnte Streckenlänge. Aus diesem Grund erhält das Neue Rathaus eine attraktive Passage, welche neben der Anbindung an das neue Quartier auch den Rathauszugang an der südöstlichen Ecke des Marktplatzes städtebaulich betont.
Die Gebäudefluchten der implantierten Bausteine übernehmen die Hauptrichtungen der unmittelbar angrenzenden Quartiere und schaffen somit eine übergreifende räumliche Vernetzung – auch mit momentan abgeschnittenen Bereichen wie z.B. dem Hof der Alfons Kern Schule. Die hieraus resultierenden zueinander schräg stehenden Fassadenfluchten vermeiden ein monoton gleichförmiges Straßenbild und bilden durch das Aufweiten und Verschmälern der Räume einen lebendigen Gassencharakter, welcher an das historische Straßenprofil der Stadt erinnert und die ehemalige urbane Dichte neu interpretiert.
Fließender und ruhender Verkehr
Durch die Neugestaltung des Areals ist mit einem zusätzlichen Fahrtenaufkommen von rund 5.400 Kfz/24 h zu rechnen. In der Spitzenstunde müssen 540 Kfz-Fahrten durch das öffentliche Straßennetz aufgenommen werden. Aufgrund der zentralen Lage des Areals, der Straßennetzstruktur sowie unter Berücksichtigung des für den Kfz-Verkehr geschlossenen Schloßbergs ist davon auszugehen, dass sich der Verkehr zur Hälfte auf die Östliche Karl-Friedrich-Straße und zur Hälfte auf die südliche Deimlingstraße und den Waisenhausplatz verteilt. Am Waisenhausplatz ist somit mit einem zusätzlichen Kfz-Verkehrsaufkommen von 270 Kfz/h zu rechnen. In der Östlichen Karl-Friedrich-Straße beträgt die Zunahme ebenfalls 270 Kfz/h.
Die Deimlingstraße kann deshalb zweistreifig konzipiert werden, was eine breite, begrünte Mitteltrennung und deutlich verbreiterte Seitenräume ermöglicht. Damit wird die Trennwirkung der Straße wesentlich reduziert. Am Knotenpunkt Deimlingstraße/ Östliche-Karl-Friedrich-Straße wird ein Mini-Kreisverkehr vorgesehen.
In der Zufahrt zum Stadtboulevard wird die Fahrbahn auf zwei Fahrstreifen aufgeweitet. Der neue Parkierungsbereich in Ebene 0 hat 189 Stellplätze und ist an die bestehende Rathaustiefgarage angebunden. Die auf Ebene -1 darunter befindliche Tiefgarage enthält weitere 152 Stellplätze, welche ausschließlich den Angestellten der Verwaltungs- und Verkaufsflächen zur Verfügung stehen. Die Zu- und Abfahrt zu den Parkierungsanlagen erfolgt von der Deimlingstraße aus im konfliktarmen Rechts-ein-rechts aus-System und macht einen separaten Linksabbiegestreifen aus Richtung Waisenhausplatz entbehrlich. Aus dieser Richtung zufahrende Verkehre, die zum Parkierungsbereich wollen, können am Kreisverkehrsplatz Deimlingstraße / Östliche-Karl-Friedrich-Straße wenden. Für die Ausfahrt aus dem Parkierungsbereich ist ein kurzer Einfädelstreifen vorgesehen. Damit ist auch zu Spitzenzeiten eine sichere und leistungsfähige Abwicklung des Parkverkehrs gewährleistet.
Über den Kreisverkehrplatz Deimlingstraße / Östliche Karl-Friedrich-Straße werden die neben Gebäude 2.2 befindliche Zufahrt zur Tiefgarage für das Innerstädtische Wohnen in Baufeld 2 sowie die Stellplätze für das Gesundheitszentrum erreicht.
Der Radverkehr wird über ein moderates Steigungsverhältnis in Verlängerung der Kreativmeile zum Schloßberg geführt. Die Kreativmeile wird zur Fahrradstrasse umgestaltet, was eine Begrenzung für freigegebenen Kfz-Verkehr auf 30km/h bedeutet. Ergänzend verbleibt auf der östlichen Seite der Deimlingstraße ein 3,50 breiter radfahrerfreier Gehweg.